Publikation
Studie zu Insekten in Gewässerrandstreifen
- AutorIn
Hering D et al.
- Veröffentlichung
- 2021
- Institut
- Universität Duisburg-Essen & NABU (Naturschutzbund Deutschland) e. V.
- Quelle
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- Beschreibung
In Abhängigkeit von ihrer Vegetation und Breite (vgl. die beiden vorigen Kapitel) gibt es verschiedene Optionen zur Ausgestaltung von Uferrandstreifen in der Agrarlandschaft, die sehr unterschiedliche Wirkungen auf Lebensgemeinschaften von Insekten haben:
Breite, gehölzbestandene Uferrandstreifen entfalten das volle Spektrum möglicher positiver Wirkungen, sowohl im Gewässer (über die Reduktion der Wassertemperatur sowie von Nährstoff- und PSM-Einträgen, den Eintrag von Laub und Holz) als auch im terrestrischen Umfeld (Refugium in Bezug auf PSM-Einsatz auf angrenzenden Flächen, Aufenthaltsort für Imagines von Wasserinsekten, Ausbildung von Habitaten für die epigäische Uferfauna, z. B. Kiesbänken).
Bei schmalen, gehölzbestandenen Uferrandstreifen fallen einige Wirkungen aus: Die Nährstoffretention ist unterhalb einer Breite von 20-30 m ggf. reduziert, unterhalb einer Breite von 10 m reduziert sich die Funktion als Refugium bei PSM-Einsatz auf angrenzenden Flächen. Die anderen Funktionen bleiben erhalten.
Breite, grasige Uferrandstreifen ohne Düngung und PSM-Einsatz wirken auf Nährstoff- und PSM Retention und ermöglichen die kleinflächige Ausbildung von Lebensräumen für die epigäische Uferfauna. Sie wirken zudem als Refugium bei PSM-Einsatz auf angrenzenden Flächen. Die Lebensraumfunktion für Imagines von Wasserinsekten ist eingeschränkt, da sich viele Imagines von Wasserinsekten bevorzugt in Gehölzen aufhalten. Auch entfällt die positive Wirkung auf die Wassertemperatur.
Bei schmalen, grasigen Uferrandstreifen ohne Düngung und PSM-Einsatz reduziert sich die Funktion für die Retention von Nährstoffen und PSM sowie die Refugialfunktion bei PSM Einsatz auf angrenzenden Flächen.
Bei grasigen gedüngten Uferrandstreifen verbleibt lediglich die Funktion der PSM-Retention.
Ackerbauliche Nutzung der Uferrandstreifen (üblicherweise mit Düngung und PSM-Einsatz) ist für die Insektenfauna am nachteiligsten.
Aus Sicht des Gewässer- und Insektenschutzes ergibt sich demnach folgende Rangfolge bei den Typen von Gewässerrandstreifen:
Breite, gehölzbestandene Randstreifen > schmale, gehölzbestandene Randstreifen = breite, grasige
Randstreifen ohne Düngung und PSM-Einsatz > schmale, grasige Randsteifen mit Düngung > acker
baulich genutzte Uferzonen.
Wo immer möglich, sollten daher die Typen von Uferrandstreifen etabliert werden, die in der obigen Aufzählung weit vorne stehen. Aus Sicht der verschiedenen Insekten-Lebensgemeinschaften ergeben sich dabei gewisse
Differenzierungen:
Für die Ausbildung von Lebensgemeinschaften der epigäischen Uferfauna reichen oftmals kleine, verstreute „Trittsteine“, da die meisten typischen Arten sich gut ausbreiten und geeignete Lebensräume effektiv finden und besiedeln. Dies kann bereits durch kurze Abschnitte mit breiten grasigen oder gehölzbestandenen Uferstreifen ermöglicht werden, vor allem, wenn sich einzelne große Populationen als Besiedlungsquellen in aufwendiger renaturierten Abschnitten etablieren konnten.
Für Imagines von Wasserinsekten sind gehölzbestandene Uferabschnitte von besonderer Bedeutung. Viele Arten halten sich bevorzugt in Ufergehölzen auf, finden dort ihre Nahrung, ein geeignetes Mikroklima sowie Schwarm- und Paarungsplätze. Auch hier ist zu vermuten, dass einzelne gehölzbestandene Abschnitte eine „Sogwirkung“ haben und Imaginal-Lebensraum für Wasserinsekten bieten, die in einem längeren Abschnitt geschlüpft sind. Entscheidend ist also nicht, dass die gesamte Länge des Gewässers von Ufergehölzen gesäumt ist, sondern dass zumindest ein Mosaik aus Ufergehölzen und offenen Abschnitten vorliegt.
Eine besondere Bedeutung kommt Uferrandstreifen als Refugialraum zu, auch für terrestrische Insekten. Dies hat zur Voraussetzung, dass sie nicht mit PSM behandelt werden. Eine Breite von 10 m ist für diese Funktion erforderlich.
Es ist aus Sicht des Insektenschutzes daher anzustreben, auf den Einsatz von PSM in 10 m breiten Uferstreifen generell zu verzichten. Darüber hinaus sollten Gewässer zumindest teilweise von Ufergehölzen begleitet sein, um Imagines von Wasserinsekten einen Lebensraum zu bieten und die Ausbildung von Habitaten für die epigäische Uferfauna zu ermöglichen.