Warzenbeißer
Decticus verrucivorus
Leitart und Maßnahmen:
Der Warzenbeißer Decticus verrucivorus zeigt ein sehr zerstreutes Verbreitungsbild in Bayern. Während er aus einer intensiv genutzten Landschaft fast verschwunden ist, hat er noch gute und stabile Vorkommen in extensiv bewirtschafteten oder ungenutzten Flächen. Magerrasen, Zwergstrauchheiden und Borstgrasrasen sind gerne besiedelte Habitate. Der Lebensraum muss neben der Deckung bietenden Vegetationsschicht und reichlicher Sonneneinstrahlung auch genügend offene und feuchtere Bodenstellen zur Eiablage bieten. Der Erhalt solcher offenen Bodenstellen sowie die Förderung von strukturreichem Grünland zählen mit zu den wichtigsten Erhaltungsmaßnahmen.
Schutzstatus: Gefährdung in Deutschland und Bayern.
Entwicklungszyklus:
Die Entwicklung ist zweijährig. Die Eiablage erfolgt auf offenen Bodenstellen, die Eier haben eine geringe Trockenheitstoleranz und findet deshalb auch meist in feuchteren Habitaten statt. Imagines und Larven halten sich bevorzugt in Bodennähe auf.
Vorkommen und Bedeutung im LK Wunsiedel:
Decticus verrucivorus ist im Fichtelgebirge noch in einigen ausreichend stabilen Beständen zu finden. Auf Grund der unauffälligen Lebensweise in Bodennähe und in Unkenntnis des Gesangs wird die Art, trotz ihrer Größe, oft übersehen.
Körperbau:
26-34 mm, Grundfarbe variabel und selten einheitlich. Meist überwiegen Grün – und Brauntöne. Da die Flügel nur die Hinterknie erreichen, wirkt die Art sehr kompakt und gedrungen.
Gesang:
Der Gesang ist laut und auffällig, er besteht aus metallisch klingenden „zick“ – Lauten und wird fast nur bei Sonnenschein vorgetragen.
Literatur:
Fischer J et al. (2020) Die Heuschrecken Deutschlands und Nordtirols: Bestimmen – Beobachten – Schützen (Verlag Quelle & Meyer Bestimmungsbücher)
Schuhmacher O & Fartmann T (2003) Offene Bodenstellen und eine heterogene Raumstruktur –
Schlüsselrequisiten im Lebensraum des Warzenbeißers (Decticus verrucivorus), Articulata 18(1): 71-93.
Der Warzenbeißer ist in weiten Teilen Europas und in Deutschland eine gefährdete Art. Dennoch gibt es bislang nur wenige detaillierte Studien zur Ökologie. Daher erfolgte während der Vegetationsperiode 2001 eine Untersuchung zur Populationsdynamik und Habitatnutzung von Decticus verrucivorus im Osten Niedersachsens. Bei der Untersuchungsfläche handelt es sich um eine ca. 1 ha große Brache mit ruderalisierten Sandtrockenrasen. Die Erfassung der individuell markierten Warzenbeißer erfolgte auf Basis eines 10 × 10 m-Rasters von Anfang Mai bis Anfang September. Für jedes Raster wurde eine Reihe von Strukturparametern aufgenommen. Die Lebensräume des Warzenbeißers sind durch eine kurzrasige, kaum verfilzte und heterogene Struktur gekennzeichnet. Die Vegetationshöhen liegen um 15 cm und der Offenbodenanteil beträgt etwa 10 %. Die Raumwiderstände sind ab 10 cm über dem Boden nur noch gering. Die vorherrschenden Wuchsformentypen sind Kryptogamen, niedrigwüchsige Kräuter und Untergräser. Zudem sind meist einige höherwüchsige Pflanzen vorhanden. Der Warzenbeißer ist in vielfältiger Weise an diese Habitatstrukturen angepasst bzw. hiervon abhängig. Sowohl bei Männchen und Weibchen als auch bei Larven und Imagines gibt es teilweise unterschiedliche Präferenzen. Ein dauerhafter Schutz des Warzenbeißers ist nur unter Berücksichtigung der Ansprüche aller Stadien vom Ei bis zur Imago möglich. Aufbauend auf diesen Erkenntnissen werden weitergehende Empfehlungen zur Entwicklung von Warzenbeißer-Lebensräumen gegeben.
Berg HM et al. (1998) Die Heuschrecken- und Fangschreckenfauna Wiens - Eine Übersicht unter besonderer Berücksichtigung gefährdeter Arten der Wiener Artenschutzverordnung 1998.
https://www.nhm-wien.ac.at/jart/prj3/nhm/data/uploads/mitarbeiter_dokumente/berg/heuschrecke.pdf
Warzenbeißer - Decticus verrucivorus (LINNAEUS) Besonderheiten: …Den etwas makabren Namen hat er von dem alten Brauch, sich Warzen von ihm abbeißen und die Wunde durch den dabei austretenden Verdauungssaft verätzen zu lassen.
Jürgen Fischer, Wunsiedel